Zehlendorf 88 - SG Narva 27:26

Es hat nicht sollen sein.

Eine Woche lag hinter uns, die kein Mitglied unserer Mannschaft jemals vergessen wird. Der tragische Tod von Axel Brusch am vorangegangenen Mittwoch wurde so manchem sicher erst richtig bewusst, als wir in der Kabine die schwarzen Bänder an unseren Trikots befestigten und kurz nach dem Anpfiff in einer Schweigeminute regungslos verharrten. Eine sehr würdevolle Geste aller Beteiligten, die Axel gedachten.

Schlechter hätte die Ausgangssituation für diese Partie also kaum sein können. Doch kurzfristig mussten wir neben dem Langzeitverletzten Dan Sult auch auf Lieven Hentschel, Marc Schönfeld (beruflich) und Thomas Tischendorf (Verletzung am Vortag) verzichten. Ein Lichtblick war Sascha Arndt, der sich trotz Erkältung in den Dienst der Mannschaft stellte, und das sicher nicht nur wegen des Spiels...

Entschlossen gingen wir in die Begegnung, um den dritten Platz in unserer Premierensaison in der Oberliga zu sichern. Der Regisseur der Zehlendorfer, Jörn Weise, wurde von Beginn an in Manndeckung genommen. Dies brachte uns allerdings keinen Erfolg, denn immer wieder fanden die verbliebenen Akteure von Z'88 eine Lücke in unserer Deckung, um vom Kreis oder aus dem Rückraum zum Erfolg zu kommen. Nach 15 Minuten stand es 8:3 für den Gastgeber, der sich dafür auch bei unseren Werfern beziehungsweise beim eigenen Torwart bedanken konnte. Nach einer Auszeit besann sich unser Team endlich, und es wurde gekämpft. Zwar blieben noch immer viele Chancen ungenutzt, aber bis zur Pause wurde der Abstand auf 9:13 verkürzt.

Nachdem schon Ende der ersten Periode die 5+1 Deckung aufgegeben wurde, entwickelte sich im zweiten Abschnitt ein dramatisches Spiel. Zunächst glichen wir schnell zum 16:16 aus, um uns dann durch kuriose Schiedsrichterentscheidungen wiederholt in Unterzahl wiederzufinden. Auch wurden uns drei reguläre Treffer wegen "Abstehens" von den Referees aberkannt. Zehlendorf nutzte die numerische Überlegenheit routiniert aus und zog über 20:17 zum 25:21 davon (53.Minute). Am heutigen Tage präsentierte sich unsere Mannschaft aber derart geschlossen, dass selbst dieser Rückstand nahezu egalisiert wurde (27:26 ca.30 Sekunden vor Schluss). Der Ball befand sich in unseren Reihen und die Chance auf den Ausgleich bestand mehrfach, doch niemand übernahm die Verantwortung für den finalen Wurf. Die, wie die Südberliner selbst, in die Jahre gekommene Uhr zeigte eine unvollständige Ziffer an, die von den Unparteiischen als Sieben gewertet wurde. Im Glauben, noch drei Sekunden für den letzten Angriff zur Verfügung zu haben, entschlossen wir uns für ein Anspiel nach Rechtsaußen. Als der Ball Christian Radke erreichte, ertönte die Schlusssirene. Er versenkte das Leder zwar noch innerhalb der von uns angenommenen Zeit, doch es stellte sich heraus, dass statt einer Sieben eine Neun unvollständig dargestellt wurde. Seltsam, aber nicht zu ändern. Das Spiel wurde nicht in den letzten Sekunden verloren...

Fazit: In den vergangenen Wochen erlitten wir Niederlagen und einen unwiederbringlichen Verlust, aber wir haben auch etwas gewonnen - menschliche Größe. Ich persönlich habe das Spiel wie in Trance erlebt, besessen von dem Gedanken, Axel eine Bronze-Medaille mit auf seinen letzten Weg zu geben.

Torsten Fehling

Tor: Torsten Fehling, Martin Fließ

Feld: Sascha Arndt (7/2), Gregor Ilg (5), Marian Blanke (5), Michael Hagen (4), Christian Radke (2), Sven Jurzitza (2/1), Denny Fiddike (1), Torsten Lips, Sven Engelein und Stephan Schlotterbeck