Joachim Wagner
02.12.1927 - 16.03.2012
"Achim" wurde in Berlin-Friedrichshain geboren und zog dort auch nie weg. Früh begeisterte er sich für den Sport, entschied sich in jungen Jahren mit einigen Kameraden, Handball dem Fußball vorzuziehen, da durch die damals wenigen aktiven Mannschaften die Erfolgsaussichten vielversprechender waren. Nach dem 2. Weltkrieg, den er als 17-Jähriger nach einer schweren Verwundung beim Kampf in den Seelower Höhen nur knapp überlebte, blieb er dem Handball treu und arbeitete sich im Berliner Glühlampenwerk (später NARVA getauft) bis zum Leiter des Rechenzentrums hoch. Diese Position bekleidete er bis zu seiner Berentung.

Neben dem Beruf und eigener sportlicher Aktivität ergriff er früh (mit 31) Verantwortung für die Betriebssportgruppen des Glühlampenwerks und wurde 1959 zum 1. Vorsitzenden gewählt. Bis zu 2500 Mitglieder und 15 Sparten betreute Joachim zeitweilig, bevor nach der Wiedervereinigung Deutschlands und der Abwicklung des Berliner NARVA-Werkes auch der Zusammenbruch der Sportgruppen drohte. Doch mit viel Verhandlungsgeschick gelang es dem 1. Vorsitzenden beispielsweise, den Sportplatz in Oberspree (Käthe-Tucholla-Stadion / Bruno-Bürgel-Weg 99) vor der Bebauung durch Investoren zu retten und somit den Fußballern sowie Ruderern die Heimstätte zu erhalten.

Sein Steckenpferd blieb aber der Handball. Musste er mit ansehen, wie die deutlich überalterte 1. Männermannschaft von der Regional- bis in die Stadtliga durchgereicht wurde, startete er zusammen mit Monika Blanke und später Thomas Merten den Wiederaufbau der Jugendarbeit. Diese trug mit vielen Medaillen, jedoch nie einem Meistertitel, in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre Früchte. Unaufhaltsam ging nachfolgend auch der Weg der Männer wieder nach oben und gipfelte im Berliner Meistertitel 2006 und mehreren Jahren Oberliga-Zugehörigkeit.

Auch in der schweren Zeit, als 2002 der Jugendbereich erneut am Boden lag, stand er den neuen Verantwortlichen der Handballabteilung mit Rat und Tat zur Seite, besuchte immer wieder die Heimspiele diverser Mannschaften und freute sich über das jugendliche Engagement der FSJler Nico Schwarz, Dennis Hoffmann, Frank Ulbrich, Robin Gutekunst und Malte Dehner, denen er ebenfalls ein guter Ratgeber und Traditionsvermittler war.

So weise und realistisch wie man ihn kannte, übergab er seinen Vorsitz im Spätherbst 2009 an Torsten Fehling, da "50 Jahre genug sind", blieb aber als Ehrenpräsident und "Büroleiter" weiter täglich dem Verein verbunden. Bis in den November 2011 hinein besuchte er sehr gern die Spiele der Jugendmannschaften, bevor ein operativer Eingriff Komplikationen verursachte, die ihn seit Dezember im Krankenhaus beließen. Dort erfuhr er vom Meistertitel der A-Jugend, der ein Lächeln auf sein Gesicht zauberte.

Am 16.03.2012 wollten Körper und wohl auch Geist die Strapazen der Intensivbehandlung nicht mehr erdulden, so dass "Mr. NARVA" friedlich um 19:30 Uhr einschlief.

Wir sollten nicht trauern - das hätte er auch nicht gewollt - sondern uns bedanken für die aufopferungsvolle Arbeit, ohne die es die Sportgemeinschaft NARVA heute nicht mehr geben würde!

Mit einer tiefen Verbeugung, voller Hochachtung und ewiger Dankbarkeit geben wir dem passionierten Seefahrer ein Ahoi! mit auf seinen letzten Weg.

"Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme." (Thomas Morus)